Brief von Rudolf Opitz´ vom 6. November 1944 an seinen verwundeten Kameraden Hermann Tenfelde im Luftwaffen-Lazarett Walle:
Lieber Hermann!
Mit großer Freude habe ich Deine letzten Zeilen erhalten und möchte Dir meinen herzlichsten Dank dafür aussprechen. Wahrhaftig, ich habe sehr über Deine neue Anschrift gestaunt und bedaure sehr, dass dein Einsatz bei der Reichsverteidigung so ein vorschnelles Ende gefunden hat. Trotzdem möchte ich Dir gratulieren, denn die Sache hätte bedeutend schlimmer ausgehen können. Du brauchst Dir aber keineswegs mit der gesunden Hand die haare zu raufen, bei der Fliegerei ist so ein Pech manchmal besser als wenn man sich den Hals bricht, den gibt es nur einmal bei uns Erdenwürmern. Bedeutend schlechter ist es natürlich, dass man den Arm nicht wieder so hinbekommt wie es sein soll. Trotzdem brauchst Du die Hoffnung nicht zu verlieren, es wird schon wieder in Ordnung gebracht werden. […] Was sagst Du nun zur Kriegslage? Du hast nun viel Zeit zum Politisieren und im Lazarett kommt man von solchen Gedanken nicht los. Viel kann man eigentlich nicht sagen als nur den Daumen halten, damit bald einer von unseren Gegnern zusammenbricht. Wer hätte denn jemals geglaubt, dass dieser Mist so lange dauern würde und bis jetzt ist noch kein Ende abzusehen. Mit Freude vernimmt man wieder mal wenn unsere Jäger […] einige Flugzeuge abgeschossen haben. Leider ist bei dieser Übermacht verdammt wenig zu machen, ich hoffe aber dass auch noch diese Herren ihr Fett weg bekommen werden und dann gnade Gott England (d.h. soweit es noch einen Gott gibt, aber er noch selbst kein Engländer geworden ist).Es will mir nicht in den Schädel hinein, dass es kein Mittel gegen solches Volk geben soll. Frankreich wird wohl immer ein schwarzes Blatt in unserem Kampf bleiben. Statt die Verteidigung aufzubauen und die Franzosen einzuspannen, hat man gehurt und gesoffen und den dummen Michel gespielt. Trotzdem wird es im Ganzen wenig Auswirkung zeigen, nur einige tausend brave Soldaten haben dafür ihr Leben geopfert. Ja lieber Hermann, es steht nicht allzu gut um uns, aber es nützt alles nichts, es muß durchgehalten werden bis ein anderer umkippt und wollen wir hoffen, dass es schon auf der Kippe steht, sich zum Guten für uns neigt. Für heute will ich schließen und wünsche Dir recht baldige Heilung und alles Gute. In alter Frische, die ich auch für Dich zu finden hoffe, grüße ich Dich herzlichst
Dein Freund Rudi