Brief des Vaters der Marinehelferin Ursula Märtens an seine Tochter, 9. Oktober 1943
„Meine liebe Ursi!
Es wird wieder höchste Zeit, daß ich Dir auf Deine viele Post antworte. Mit Deinem Telegramm aus Danzig fängt’s an. Ich hätte Dich ja gern angerufen, aber es war praktisch unmöglich, denn Berlin hatte einen Angriff hinter sich – ich glaube, die Nacht zuvor – und gab nur Blitzgesprächte (10fache Gebühr!) weiter, da der Betrieb überlastet war. Ich habe es zweimal versucht, aber jedesmal dasselbe Resultat. Dann schickte ich Dir das dringende Telegramm, das anscheinend auch verspätet bei Dir eintrudelte. Ich hatte natürlich einen großen Schreck bekommen zuerst, denn der Inhalt Deines Telegramms ließ zuerst alle Vermutungen offen. Nachher tippte ich schon in der richtigen Richtung, wußte aber nichts Bestimmtes. Also bei nächster Gelegenheit bitte einen kleinen Hinweis über das Warum, sonst kann’s auch mal schief gehen.
[…]
In Danzig war es doch bestimmt ruhiger, als jetzt in Kiel, denn in Magdeburg trudeln wir auch fast jede 2. Nacht in den Luftschutzkeller. Hoffentlich befriedigt Dich nun Deine jetzige Arbeit, und kommst Du mit Deinen Vorgesetzten aus. Was Du mir über Mutti schreibst, tut mir leid. Vielleicht können wir darüber sprechen, wenn Du zu Besuch nach hier kommst. Wann kannst Du denn Urlaub bekommen? Wie lange? Schreib mal darüber. Ich habe jetzt noch ein Bett zugekauft, so daß Du also, falls kein Alarm kommt, ungestört im kleinen Zimmer faul spielen kannst. Schreibe bitte vorher rechtzeitig, damit ich Dich auch würdig empfangen können. Selbstverständlich freue ich mich auf Dein Kommen, Du Krümel!
Herzlichst, Dein Vater.“