UC 71 versenkte in zwei Kriegsjahren 63 Schiffe. Eines davon war
UC 71 sank 63 ships in two years of war. One of them was
HMS Dunraven
(c) Charles Pears, Public domain
versenkt bei / sunk near | Ouessant (französische Atlantikinsel / French island in the Atlantic) |
am / on | 8.08.1917 |
Schiffstyp / ship type | U-Boot-Falle / Q-ship |
Flagge / flag | Vereinigtes Königreich / United Kingdom |
Route / route | |
Ladung / cargo | |
Tote / death toll | 1 |
Um 11.30 Uhr kam eine Rauchwolke in Sicht. Allmählich entpuppte sich das Rätsel als ein mindestens 4.000 Tonnen großer Dampfer – allerdings auch wieder bewaffnet. Auf 6.500 Metern eröffneten wir das Feuer, und kaum war der erste Schuss gefallen, gab es auch gleich englische Grüße. Zum zweiten Mal wurde das Feuer von uns eröffnet, diesmal auf 4.500 Metern. Die 14. Granate saß und bei einer der nächsten gab es auf dem Dampfer eine kolossale Detonation. Wir vermuteten, dass der Schuss in seine Munition gegangen und die in die Luft geflogen war. Daraufhin fing er auch hinten an zu brennen. Er stoppte und ließ Boote zu Wasser. Bei uns wurden die Sprengpatronen klargemacht und der Kommandant verlangte gerade den Fotografenapparat, um ihn zu knipsen, da, auf einmal, fielen auf dem Dampfer die Bordwände und aus 5,10-Zentimeter-Geschützen rollte eine Salve. Damit hatte allerdings keiner von uns gerechnet. Alarm! Da kam auch schon die zweite Salve, die schon bedenklich näher einschlug. Jetzt hieß es aber herunter. Alles, was geflutet werden konnte, wurde geflutet. Dann ging es mit Blitzesschnelle auf 20 Meter. Gerettet! Also wieder eine U-Boot-Falle mit ihren Tücken und Listen.
Durch die Detonation musste er aber argen Maschinenschaden erlitten haben, denn er konnte nicht mehr fahren und war uns hilflos preisgegeben. Das Heckrohr wurde klar zum Schuss gemacht und um 15.20 Uhr traf ihn unser Torpedo, der ihm mittschiffs noch ein ganz anständiges Loch beibrachte. Die Besatzung war gleich nach dem Schuss in die kleinen Boote gegangen. Um dem Sinken noch etwas nachzuhelfen, tauchten wir in 400 Metern Entfernung, und zwar vor dem Bug, auf und eröffneten nochmals das Feuer. Dadurch erhielt er noch zehn bis zwölf Löcher in der Wasserlinie. Aber alle Mühe war vergebens. Etwas tiefer ging er wohl, aber zum Absaufen war der Bursche nicht zu bringen.
Wir fuhren unter Wasser immer um ihn herum. Da ertönte auf einmal die Stimme des Kommandanten aus dem Turm: «Torpedo, hart Steuerbord auf 40 Meter gehen, beide Maschinen alle Kraft voraus, alle Mann voraus!» Ein Befehl jagte den anderen. Dann war auf einmal Ruhe und außer dem Geräusch der beiden Elektromaschinen kein Laut im Boot, denn ein jeder war auf das Äußerste gefasst und die Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Da! In der Ferne ein Summen, das mit Blitzesschnelle näherkam. Es war der Torpedo. Wird er treffen? Wird er vorbeigehen? So fuhr es einem blitzschnell durch den Sinn. Und doch hielt man es in einem solchen Moment für unmöglich, dass man umkommen könnte. Aber auch diesmal hatten wir wieder Glück. Knapp über uns vor dem Turm hörten wir ihn vorbeisausen und es war, als fiel einem eine große Last vom Herzen, als das Geräusch immer schwächer wurde, und mit einem aufrichtigen «Gott sei Dank» atmeten wir erleichtert auf. Was wir nicht für möglich gehalten hatten, war doch geschehen: Einige von den Seeleuten waren wieder an Bord gestiegen und hatten einen Torpedo aus einem Unterwasserrohr auf uns abgegeben. Wir hatten also einen regelrechten Hilfskreuzer mit harmloser Handelsflagge zur U-Boot-Falle ausgebaut vor uns.
At 11.30 a.m., a cloud of smoke came into view. Gradually, the mystery turned out to be a steamer weighing at least 4,000 tons – but armed again. We opened fire at 6,500 meters, and as soon as the first shot was fired, we received English greetings. We opened fire for the second time, this time at 4,500 meters. The 14th shell hit and one of the next ones caused a colossal detonation on the steamer. We suspected that the shot had gone into his ammunition and it had blown up. The ship then started to burn at the back too. It stopped and lowered the boats into the water. The explosive cartridges were being loaded and the commander was just asking for the camera to take a picture when, all of a sudden, the sides of the steamer fell and a volley of 5.10-centimeter guns rolled out. None of us had expected that. Alarm! Then came the second salvo, which was already coming closer. Now we really needed to get down. Everything that could be flooded was flooded. Then we went down to 20 meters at lightning speed. Saved! Another submarine trap with its pitfalls and tricks.
However, the detonation must have caused serious engine damage, because the ship could no longer sail and was helplessly at our mercy. The stern tube was made ready for firing and at 3.20 p.m. our torpedo hit it, making quite a decent hole amidships. The crew went into the small boats immediately after the shot. To help the sinking a little more, we surfaced 400 meters away, in front of the bow, and opened fire again. This gave the steamer another ten to twelve holes in the waterline. But all our efforts were in vain. It went a little deeper, but we couldn’t get it to sink.
We kept going around it under water. Then suddenly the commander’s voice rang out from the tower: “Torpedo, hard-a-starboard to 40 meters, both engines full speed, all hands ahead!” One order followed another. Then suddenly there was silence and apart from the sound of the two electric engines, not a sound in the boat, because everyone was prepared for the worst and nerves were on edge. Then there was a buzzing sound in the distance, coming closer at lightning speed. It was the torpedo. Would it hit? Would it pass by? It flashed through your mind. And yet, at such a moment, you thought it was impossible that you could be killed. But this time we were lucky again. Just above us in front of the tower, we heard the torpedo whiz past and it was as if a great weight had fallen from our hearts as the sound grew fainter and fainter, and with a sincere “Thank God” we breathed a sigh of relief. What we had not thought possible had happened: Some of the sailors had climbed back on board and fired a torpedo at us from an underwater tube. So we had a real auxiliary cruiser with a harmless merchant flag converted into a submarine trap in front of us.
Die Tagebuchauszüge stammen aus:
Florian Huber, „Kein Engländer soll das Boot betreten!“ Die letzte Fahrt von UC 71, Rowohlt 2019