Die Podiumsdiskussion am 7. März 2024 musste leider aufgrund des Bahnstreikes abgesagt werden.

Am 18. April 2024 laden wir anlässlich 75 Jahre NATO um 19.30 Uhr zu einem Vortag von Herrn Oberst a. D. Prof. Dr. Winfried Heinemann ein, Honorarprofessor an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus-Senftenberg.

„Die Amerikaner drin halten, die Russen draußen halten, und die Deutschen klein halten“ – so soll der erste NATO-Generalsekretär, Hastings Lionel Lord Ismay, die Aufgaben des Bündnisses beschrieben haben. Ob er es wirklich gesagt hat? Wir wissen es nicht. Aber es träfe den Punkt.

Die NATO ist 1949 gegründet worden als politische Allianz zur Sicherung der westlichen Welt. Nicht zuletzt machte sie die sicherheitspolitische Einbindung der jungen Bundesrepublik möglich, weil sie den Bündnispartnern zugleich Sicherheit mit Deutschland und Sicherheit vor Deutschland bot.

Von einem Instrument der Abschreckung entwickelte sich die NATO in den 1970er Jahren zu einem Forum, auf dem die Sicherheits- und die Entspannungspolitik der Verbündeten koordiniert wurde.

Nach dem Ende des Kalten Krieges sahen viele schon ihr Ende gekommen, aber die NATO erfand sich neu als Instrument der Integration der ehemals sozialistischen Nationen in die westliche Welt. Es war kein Zufall, dass alle Mitgliedstaaten des ehemaligen Warschauer Paktes Zug um Zug der Allianz beizutreten suchten. Putin hat nacheinander Georgien und dann die Ukraine angegriffen und teilweise besetzt; einen NATO-Staat hat er bisher nicht anzugreifen gewagt.

Nachdem die NATO auch als Bündnis den Afghanistan-Einsatz geführt hat, ist sie jetzt dabei, sich auf ihr Kerngeschäft der Territorialverteidigung zu besinnen. Bei aller Wandlungsfähigkeit ist das ihr Kerngeschäft geblieben.

Winfried Heinemann wird ihrer Geschichte nachspüren und daraus Fragen an die Zukunft des nordatlantischen Bündnisses ableiten.

Wir freuen uns, dass in diesem Jahr die Lange Nacht der Kultur wieder stattfinden kann – wenn auch in einer abgespeckten Version.

Dauerausstellung, Sonderausstellung „Das Segelschulschiff Gorch Fock“ und die Schiffe und Boote sind für Besucherinnen und Besucher geöffnet, Museumsguides stehen für Auskünfte zur Verfügung. Im Museumscafé lässt es ich bei einem Getränk und einer Bratwurst entspannen, für musikalische Unterhaltung sorgt die Band „Der dritte Sektor“. Zudem wird das Außengelände punktuell illuminiert und trägt so zu einem entspannten kulturellen Abend bei.

An diesem Abend wird ein freiwilliger Eintritt erhoben.

Weitere Infos zur Langen Nacht der Kultur light und den beteiligten Institutionen finden Sie hier: Lange Nacht der Kultur | WilhelmsHaven-Sommer (wilhelmshaven-touristik.de) .

Foto: Björn Lübbe

Trotz des ungewöhnlichen Termins war unser Vortragssaal am Freitagabend gut gefüllt. 60 Gäste waren gekommen, um sich von Jörn Leonhard die Geschichte des „überforderten Friedens“ erzählen zu lassen – des Versailler Vertrages, der 1919 den Ersten Weltkrieg beendete.

Der Schwerpunkt des Vortrages lag in großen, globalen Bögen und bis in die Gegenwart reichende Einordnung, nicht im Klein-Klein der Vertragsdetails.

Unter Rückgriff auf Robert Musils epischen Roman „Mann ohne Eigenschaften“, in dem der Protagonist antritt, um das monarchische Doppeljubiläum der Herrschaften Kaiser Wilhelms II. und Kaiser Franz-Josefs zu planen, zu dem es über den Kriegsausbruch und -verlust jedoch nie kommen sollte, unterstrich der Referent zunächst den epochalen Zäsurcharakter des Weltkriegs und seines Endes. Diese bekam auch ein anderer Schriftsteller zu spüren – Franz Kafka – den Leonhard in seiner ersten Vignette bemühte: Wie so viele erkrankte er gegen Kriegsende an der spanischen Grippe. Als sie ihn niederstreckte, war er Untertan der k.u.k.-Monarchie. Als er von ihr genas, war er tschechischer Bürger.

In seiner zweiten Vignette nahm der Referent die Gäste mit in die Eisenbahn. Genauer in den Wagon Nr. 2419 D, in dem 1918 der Waffenstillstand von Compiegne unterzeichnet wurde, nachdem am Tag zuvor auf einem niederländischen Bahnhof das berühmte Bild des letzten deutschen Kaisers auf dem Weg ins Exil aufgenommen worden war. Leonhard erinnerte an die langen Wirkungen von „Versailles“, die etwa in der minutiösen Re-inszenierung des Waffenstillstandes mit verteilten Rollen durch Adolf Hitler im Jahr 1940 deutlich wurde. Eben jenen Wagon 2419 D hatte er eigens aus dem Armeemuseum in Paris auf dieselbe Waldlichtung holen lassen, in der 1918 der Waffenstillstand unterzeichnet worden war.

Die Vignette „Begegnungen“ war der persönlichen Dimension des Waffenstillstandes gewidmet und zeichnete die Beschämung nach, die der berühmte Ökonom John M. Keynes bei der Requirierung deutscher Quartiere für französische Truppen in Trier verspürte.

Vignette vier zeigte, dass der Weltkrieg auch in den europäischen Kolonien die Welt unumkehrbar verändert hatte: dies bekam der Rückkehrer Kandel Kamara aus Afrika zu spüren, als er aus französischen Diensten in sein Heimatdorf zurückkehrte, aber feststellen musste, dass er zum Außenseiter geworden war und von der Dorfgemeinschaft geschnitten wurde.

Nach diesem Schlaglichtern auf Rahmenbedingungen und Wirkungen des Friedensvertrages zeichnete Leonhard in Vignette fünf den Friedensschluss selbst nach: er betonte die enorme symbolische Aufladung der Unterzeichnungszeremonie, sowie die globalen Auswirkungen des Vertragswerkes.

Vignette sechs schließlich war dem hohen Preis des Friedens gewidmet, der stellvertretend am Schicksal Woodrow Wilsons und erneut Franz Kafkas verdeutlicht wurde: beide überlebten das Kriegsende nur um wenige Jahre.

In seinem Resümee des „überforderten Friedens“ erinnerte der Referent an die Offenheit der historischen Situation und mahnte, diesen nicht aus der Expostperpektive des Zweiten Weltkrieges zu dessen bloßer und zwangsläufiger Vorgeschichte zu reduzieren.

An den faszinierenden und facettenreichen Vortrag schloss sich trotz fortgeschrittener Stunde eine rege Diskussion an.

Ende 2018 erschienen die Erinnerungen von Hendrik Born, Vizeadmiral der Volksmarine und deren letzten Chef, unter dem Titel „Es kommt alles ganz anders“.

Im Rahmen unserer ersten Vortragsveranstaltung in diesem Jahr diskutierten am 31. Januar der Autor und Konteradmiral a.D.  Gottfried Hoch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsches Marinemuseum, die Erlebnisse Borns von dessen Kindheit bis in die Zeit nach der Wende 1989. Entlang der chronologischen Gliederung des Buches entspann sich eine rege Diskussion. An dieser nahmen auch die zahlreich erschienenen, teils eigens aus Hamburg und Münster angereisten, Gäste teil. Hier zeigte sich, dass auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ganz unterschiedliche Ereignisse und Sachverhalte noch immer ebenso unterschiedliche Interpretationen hervorrufen. Etwa, was Fragen der Operationsgeschichte oder der militärischen Menschenführung anging.

26 Meter hoch wurde die so genannte Draupner-Welle.

Mit ihrer Messung im Jahr 1995 wurde erstmals die Existenz von Monster-Wellen dokumentiert. Bis dahin galten ihr Vorkommen als Seemannsgarn. Von diesen und anderen Meeresmythen – Monsterkraken und Geisterschiffen –  berichtete der Biologe Dr. Olaf Fritsche in unserer letzten Vortragsveranstaltung diesen Jahres am 13. Dezember, zu der wir noch mal ein interessiertes und zahlreiches Auditorium begrüßen durften.

Mit dem Eintreffen der Hochseeflotte in ihrem Internierungshafen Scapa Flow begann vor 100 Jahren zwischen dem 23. und 27. November 1918 das letzte Kapitel ihrer Geschichte. Am 21. Juni 1919 versenkte sie sich selbst. Die Frage des Verbleibs der Flotte nach dem Abschluss des Waffenstillstandes gehörte zu den strittigen Punkten unter den Alliierten auf der Friedenskonferenz von Versailles.

Während die Selbstversenkung der Hochseeflotte in Deutschland ein von der Öffentlichkeit fast vollständig vergessenes Kapitel der Seekriegsgeschichte ist, ist das Kapitel auf den schottischen Orkneyinseln, die die Bucht von Scapa Flow umgeben, allgegenwärtig.

Organisiert von Nicholas Jellicoe, dem umtriebigen Enkel von John Jellicoe, der aufgrund seiner Rolle als Befehlshaber der Grand Fleet in der Skagerrakschlacht den Ehrentitel „Earl of Scapa“ erhielt, diskutierten internationale Fachleute ebendort am 23. und 24. November 2018 die Bedeutung  dieses Ereignisses in einem weiten Kontext. Auch Museumsleiter Dr. Stephan Huck leistete einen Beitrag zur deutschen Perspektive. In Vorbereitung auf ein Ausstellungsprojekt im kommenden Jahr wurde er von Wilhelmshavens Tourismuschef, Michael Diers, begleitet.

Anlässlich der Unterzeichnung des Waffenstillstandes von Compiègne vor 100 Jahren, der die Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges beendete, lud das Deutsche Marinemuseum im Rahmen des Begleitprogramms zur aktuellen Sonderausstellung „Die See revolutioniert das Land“ am Sonntag zu einem Podiumsgespräch ein. Der Kieler Marinehistoriker Dr. Dieter Hartwig und der Museumsleiter Dr. Stephan Huck diskutierten zur Leitfrage „Traum 1918?“ die Rolle der Marine in den Anfängen der Revolution und den Umgang der verschiedenen deutschen Marinen mit diesem Erbe.

Die Revolution von 1918, die durch die Meuterei der Matrosen angestoßen wurde, sei durch personelle Kontinuitäten im Marineoffizierskorps bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als schändlicher Vorgang angesehen worden, der sich unter keinen Umständen wiederholen sollte, führte Dr. Hartwig aus. Zwar habe man in der Zwischenkriegszeit in Bezug auf die Menschenführung Lehren aus der Meuterei gezogen, eine selbstkritische Aufarbeitung der Mitschuld der Offiziere am Ausbruch der Revolution in Folge der Planungen eines letzten Flottenvorstoßes gegen England habe jedoch weder in der Reichs- noch der Kriegsmarine stattgefunden. Vielmehr sei der Marineoffiziersnachwuchs weiter im Geiste derjenigen Offiziere erzogen worden, die sich als Elite des Kaiserreiches verstanden hätten. Auf diesem Wege wirkten die grundsätzliche Ablehnung der Rolle der Marine in der Revolution und das Trauma auch bis in die Bundesmarine nach. Noch 1978 untersagte die Bundesmarine Offizieren die Teilnahme an einer Kieler Gedenkfeier zur Revolution in Uniform. Erst in den darauffolgenden Jahrzehnten setzte durch das Nachrücken jüngerer Offiziere ohne eigene Sozialisierung in der Kriegsmarine ein Umdenken in der Bundesmarine ein.

Die Volksmarine der Deutschen Demokratischen Republik sah sich hingegen seit ihrer Gründung 1960 in der Tradition der revolutionären Matrosen und setzte sich übereifrig mit den Geschehnissen am Ende des Ersten Weltkrieges auseinander. So wurden beispielsweise schon die Marineunruhen im Sommer 1917, die mit den Exekutionen der Matrosen Albin Köbis und Max Reichpietsch endeten, im Sinne der sozialistischen Ideologie umgedeutet und instrumentalisiert.

Auf die Frage, wo die Marine heute stehe, fand Dr. Dieter Hartwig eine klare Antwort: die Marine habe das „Trauma 1918“ überwunden. Heutigen Marineoffizieren sei das elitäre Standesdenken ihrer Vorgänger in der Kaiserzeit grundlegend fremd. Die Meuterei als militärische Gehorsamsverweigerung ist jedoch weiter ein Diskussionspunkt. Unter Berücksichtigung der Ursachen und der Folgen wird diese jedoch heute nicht mehr uneingeschränkt negativ bewertet. Das auch die Öffentlichkeit heute ein positiveres Bild der Meuterei und der Revolution hat, wurde zudem dadurch deutlich, dass aus dem Plenum Wortbeiträge auf die Diskussion folgten, welche die Bedeutung Wilhelmshavens in der historischen Auseinandersetzung mit der Revolution 1918 gerne stärker hervorgehoben wüssten.

Am 8. November war der renommierte Berliner Politikwissenschaftler Professor Dr. Herfried Münkler auf Einladung der Stadt Wilhelmshaven und des Deutschen Marinemuseums zu Gast in Wilhelmshaven.

Im prall gefüllten Ratssaal der Stadt zeichnete Professor Münkler die großen Entwicklumgslinien nach, die nach vier Jahren Krieg in eine Revolution mündeten, in der ihm zu Folge die Menschen sehr genau wußten, was sie nicht wollten, nicht jedoch, wie die Zukunft aussehen sollte. Zur Hypothek dieser wurde der Einsatz von eher den Landsknechtsheeren denn regulären Truppen vergleichbaren Freikorps.

Unmittelbar an die rege gegenwartsbezogene Diskussion reiste der Referent weiter nach Kiel. Nicht anders als die Matrosen zu Beginn der Revolution.

„Am Anfang war Gewalt“.

Unter dem Titel seines gleichnamigen Buches zeichnete der irische Historiker Dr. Mark Jones in seinem Abendvortrag vor gut gefülltem Haus am 25. Oktober 2018 die Rolle der Gewalt in der Revolution 1918/19 in Deutschland nach. Er betonte, dass Ende 1918 in Teilen der Bevölkerung und des Militärs Endkampfphantasien eine Rolle gespielt hätten, gegen die sich die Anfänge der Revolution gerichtet hätten. Im weiteren Verlauf zeichnete er nach, wie Gewalt zum Mittel der politischen Kommunikation in den verschiedenen politischen Lagern werden konnte.

In der anschließenden Diskussion unterstrich er mehrfach die mahnende Rolle, die diesem Erinnern vor dem Hintergrund heutiger aufgeheizter Debatten zukäme.

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