Vor einhundert Jahren, am 20. Februar 1919, marschierte im Auftrag der Reichsregierung das Landeschützenkorps von Roeder in Wilhelmshaven ein. Damit endete die revolutionäre Epoche, die im Jahr zuvor am 6. November mit der Gründung des 21er Rates begonnen hatte.

Mit dem Ende des Zentenariums endet auch unsere aktuelle Sonderausstellung. Nur noch bis zum 28. Februar 2019 haben Sie Gelegenheit, diese zu besichtigen.

Mit dem Eintreffen der Hochseeflotte in ihrem Internierungshafen Scapa Flow begann vor 100 Jahren zwischen dem 23. und 27. November 1918 das letzte Kapitel ihrer Geschichte. Am 21. Juni 1919 versenkte sie sich selbst. Die Frage des Verbleibs der Flotte nach dem Abschluss des Waffenstillstandes gehörte zu den strittigen Punkten unter den Alliierten auf der Friedenskonferenz von Versailles.

Während die Selbstversenkung der Hochseeflotte in Deutschland ein von der Öffentlichkeit fast vollständig vergessenes Kapitel der Seekriegsgeschichte ist, ist das Kapitel auf den schottischen Orkneyinseln, die die Bucht von Scapa Flow umgeben, allgegenwärtig.

Organisiert von Nicholas Jellicoe, dem umtriebigen Enkel von John Jellicoe, der aufgrund seiner Rolle als Befehlshaber der Grand Fleet in der Skagerrakschlacht den Ehrentitel „Earl of Scapa“ erhielt, diskutierten internationale Fachleute ebendort am 23. und 24. November 2018 die Bedeutung  dieses Ereignisses in einem weiten Kontext. Auch Museumsleiter Dr. Stephan Huck leistete einen Beitrag zur deutschen Perspektive. In Vorbereitung auf ein Ausstellungsprojekt im kommenden Jahr wurde er von Wilhelmshavens Tourismuschef, Michael Diers, begleitet.

Am 8. November war der renommierte Berliner Politikwissenschaftler Professor Dr. Herfried Münkler auf Einladung der Stadt Wilhelmshaven und des Deutschen Marinemuseums zu Gast in Wilhelmshaven.

Im prall gefüllten Ratssaal der Stadt zeichnete Professor Münkler die großen Entwicklumgslinien nach, die nach vier Jahren Krieg in eine Revolution mündeten, in der ihm zu Folge die Menschen sehr genau wußten, was sie nicht wollten, nicht jedoch, wie die Zukunft aussehen sollte. Zur Hypothek dieser wurde der Einsatz von eher den Landsknechtsheeren denn regulären Truppen vergleichbaren Freikorps.

Unmittelbar an die rege gegenwartsbezogene Diskussion reiste der Referent weiter nach Kiel. Nicht anders als die Matrosen zu Beginn der Revolution.

Wie einst vor hundert Jahren waren in der ersten Novemberwoche in Wilhelmshaven wieder rote Fahnen zu sehen.

Anlässlich der Revolutionsereignisse in Wilhelmshaven vor genau 100 Jahren nahmen in der Woche vom 5. bis 9. November 2018 alle fünf 10. Klassen des Neuen Gymnasiums Wilhelmshaven an einem Schülerprojekt des Deutschen Marinemuseums und des Küstenmuseums teil.

Die Schülerinnen und Schüler setzten sich unter Anleitung des wissenschaftlichen Mitarbeiters Daniel Hirschmann (Deutsches Marinemuseum) und des Museumspädagogen Michael Steinert (Küstenmuseum) in den Ausstellungen der beiden Museen und unter Zuhilfenahme zeitgenössischer Quellen mit diesem wichtigen Ereignis der Stadtgeschichte auseinander. Anschließend präsentierten sie die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeit an den historischen Orten im Stadtgebiet, an denen seit Mai dieses Jahres Informationsstelen aufgestellt sind.  Zu den Aufgaben der Schülerinnen und Schüler zählte die Anfertigung von Demonstrationsplakaten, welche die wichtigste Erkenntnis ihrer Gruppenarbeit in einer Parole wiedergeben sollte, wie sie von den Revolutionären möglicherweise verfasst worden wären. Von Montag bis Freitag waren aus diesem Grund Schülergruppen mit Demonstrationsschildern und roten Flaggen auf den Spuren der Revolution von 1918/19 in der Südstadt zu sehen.

Projektergebnisse im Stadtgebiet (Foto: Deutsches Marinemuseum: Klaus Schroeder)

Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Projektergebnisse im Stadtgebiet (Foto: Deutsches Marinemuseum: Klaus Schroeder)

„Am Anfang war Gewalt“.

Unter dem Titel seines gleichnamigen Buches zeichnete der irische Historiker Dr. Mark Jones in seinem Abendvortrag vor gut gefülltem Haus am 25. Oktober 2018 die Rolle der Gewalt in der Revolution 1918/19 in Deutschland nach. Er betonte, dass Ende 1918 in Teilen der Bevölkerung und des Militärs Endkampfphantasien eine Rolle gespielt hätten, gegen die sich die Anfänge der Revolution gerichtet hätten. Im weiteren Verlauf zeichnete er nach, wie Gewalt zum Mittel der politischen Kommunikation in den verschiedenen politischen Lagern werden konnte.

In der anschließenden Diskussion unterstrich er mehrfach die mahnende Rolle, die diesem Erinnern vor dem Hintergrund heutiger aufgeheizter Debatten zukäme.

Bis Anfang November weist ein Banner an der Ländervertretung der Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen in Berlin gemeinsam auf unsere Sonderausstellung und die Sonderausstellungen des Kieler Schifffahrtsmuseums und eine Wanderausstellung des Landes Schleswig-Holstein hin.

Sie haben unsere Ausstellung noch nicht gesehen? Kein Problem: Die Laufzeit wurde bis 28. Februar 2019 verlängert.

Die ungewöhnlich lang anhaltende Hitze hat auch Auswirkungen auf das Museumsleben: es findet vermehrt draußen statt.

Wegen der großen Wärme wurde für den Vortrag von Heiko Suhr über Wilhelm Canaris am 26.7.18 ein improvisierter Vortragssaal im Schatten des U-Bootes aufgebaut, wo ein leichter Wind für zusätzliche Erfrischung sorgte. Die Gäste müssen es geahnt haben: 40 Unerschrockene hatten sich trotz der hohen Temperaturen im Marinemuseum eingefunden und wurden mit spannenden Erkenntnissen über ein „sehr deutsches Leben“ – so der Referent – zwischen Konterrevolution und Widerstand belohnt, dessen Verlauf sich nach Aussage des Referenten aus der Herkunft und einigen ungewöhnlichen, mit Geschick und Talent ausgeübten frühen Verwendungen des Protagonisten erklärt.

Auch unsere Tagesbesucher müssen in den nächsten Tagen keine Angst vor der Wärme haben: zwar ist die Hitze in den Museumsschiffen nicht zu  leugnen, aber die leichte Brise im Museumshafen sowie das Eis- und Getränkeangebot im Museumscafé bieten reichlich Möglichkeit zu Abkühlung und Entspannung.

Strahlendes Wetter empfing die Eröffnungsgäste am Parkplatz an der Kaiser-Wilhelm-Brücke zur Enthüllung der Station 1 des Informationsparcours „Wilhelmshaven und die Revolution 1918“. Sven Heiß, Jördis Wölk und Julius Ohlemann stimmten das Publikum mit einer Spielszene aus Michael Uhls Inszenierung „Feuer aus den Kesseln“ ein, bevor Stiftungsvorstand Konteradmiral a.D. Gottfried Hoch die Gäste begrüßte und Oberbürgermeister Andreas Wagner zu den Gästen sprach. Der Informationsparcours ist ein von der Stadt finanziertes und begleitetes Projekt des Deutschen Marinemuseums, das künftige im städtischen Raum an dieses für Deutschland wichtige Ereignis erinnern wird, das hier von Wilhelmshaven seinen Ausgang nahm. Neben diesen inhaltlichen Aspekten hob der Oberbürgermeister auf die gute Zusammenarbeit und den Stellenwert von Kooperationen ab.

Schickanöse Behandlung schürte den Unmut der Matrosen. Szene aus „Feuer aus den Kesseln“. Von links nach rechts: Sven Heiß, Julius Ohlemann und Jördis Wölk (Foto: Deutsches Marinemuseum/ Torsten Wieland)

Nach der Enthüllung ging’s ins Marinemuseum. Nach einem Grußwort der Stiftungsdirektorin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Frau Dr. Sabine Schormann, führte Museumsleiter Dr. Stephan Huck anhand der 12 in der Ausstellung thematisierten Akteurinnen und Akteure in die Ausstellung ein, die anschließend von den zahlreichen Gästen besichtigt wurde.

Letzter offizieller Auftritt einer langjährigen Gefährtin im Deutschen Marinemuseum: Unter der Leitung von Frau Dr. Schormann, die ab Herbst ein neues Amt antritt, förderte die Niedersächsische Sparkassenstiftung zahlreiche Projekte des Marinemuseums. Im Hintergrund Museumsleiter Dr. Stephan Huck (Foto: Deutsches Marinemuseum / Torsten Wieland)

Interessierte Eröffnungsgäste (Deutsches Marinemuseum / Foto: Torsten Wieland)

 

Am 13. Januar hatte das Stück „Feuer aus den Kesseln“ von Michael Uhl nach Ernst Toller an der Landesbühne Niedersachsen Nord vor begeistertem Publikum  Premiere. Der zweieinhalbstündige Theaterabend zeichnet den tiefen Fall der vor dem Ersten Weltkrieg hochgerüsteten Kaiserlichen Marine von „des Kaisers schimmernder Wehr“ zum Auslöser dessen Niedergang nach, der durch Untätigkeit der Hochseeflotte, stumpfen Drill und überzogenes Klassendenken ausgelöst wurde.

Das Stück steht unter der Schirmherrschaft des Deutschen Marinemuseums. An den Aufführungstagen in Wilhemshaven bietet das Museum daher jeweils um 14.00 Uhr Interessierten zum vergünstigten Eintritt von 7,50 € die Möglichkeit zur Teilnahme an einer ergänzenden ca. 45-minütigen Themenführung „Feuer aus den Kesseln“. Die Termine und weiteren Informationen finden Sie hier.

Zugleich bildet das Stück den Auftakt für eine Fülle von Wilhelmshavener Aktivitäten im Jahr 2018 rund um die Revolution 1918/19, zu denen auch die Sonderausstellung „Die See revolutioniert das Land“ mit zahlreichen Begleitaktionen zählt.

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