„Menschen – Zeiten – Schiffe“, das ist bewährte Motto des Deutschen Marinemuseums. Um sich den Menschen zu nähern, sind persönliche Nachlässe ein wichtiger Quellenbestand.

Ein solcher Nachlass ist dem Deutschen Marinemuseum nun von Dr. Peter Max Gutzwiller geschenkt worden. Es handelt sich um den Nachlass von Vizeadmiral Paul Gottfried Hoffmann (* 20. Juni 1846 in Berlin; † 8. April 1917 in München).

Hoffmann gehörte ab 1884 zum deutschen Flottenverband, der auf Geheiß Otto von Bismarcks damit begann in Westafrika Kolonien einzurichten, zum Nachteil der ansässigen Bevölkerung. Zwei Begebenheiten unterscheiden ihn jedoch von seinen Offizierskameraden, in deren Karriere eine überseeische Verwendung stets wichtiger Baustein war. Gerade mit dem Kommando über die Panzerfregatte „Kaiser“ betraut, war es seine Aufgabe, den frisch gekrönten Kaiser Wilhelm II. im Rahmen seiner Antrittsvisite bei den gekrönten Häuptern Europas zu befördern. Dieser Auftrag brachte ihm den Beinamen „Kutscher des Kaisers“ ein.

Das Ende von Hoffmanns Karriere hatte ebenfalls eng mit dem Kaiser zu tun. Im Herbst 1899 war er als Vizeadmiral zum Chef des I. Geschwaders der Kaiserlichen Marine ernannt worden, dem einzigen in der Heimat stehenden Verband. Doch auch der Bruder des Kaisers, Prinz Heinrich von Preußen, war seit einem Jahr Vizeadmiral, hatte jedoch kein Kommando. Deshalb wurde Hoffmann, wenn auch „in Ehren“ und bei vollen Bezügen, von diesem prestigeträchtigen Posten entfernt und in Pension geschickt. Ein Vorgang, den er selbst nie kommentierte.

Am 30. April erhielt die museale Sammlung einen Neuzugang der besonderen Art: einen funktionsfähigen Nachbau einer Dampfpinasse der Kaiserlichen Marine von ca. 1908.

Bei der Ankunft aus Mannheim per Trailer bekam die Pinasse vom zukünftigen Kapitän und Heizer Jo Brück aufgrund des fast makellosen formverleimten Holzrumpfes prompt den Namen „Stradivari auf dem Wasser“ verpasst. Der Rumpf wurde 1999 bei Burmester gebaut, die gesamte Technik rund um den Dampfantrieb stammt von einem Braunschweiger Dampfboot-Enthusiasten. Dazu gehören u.a. die Dampfmaschinen (eine Hauptmaschine mit 8,8 kW und zwei Nebenmaschinen mit je 0,74 kW) ein stehender Rauchrohrkessel, welcher mit maximal 10 bar Dampfdruck betrieben wird, sowie eine Antriebswelle aus Bronze. Die Länge der Pinasse beträgt knapp 8 Meter, weist eine Breite von fast 2,5 Metern und einen Tiefgang von 0,75 Metern bei einer Verdrängung/Gewicht von etwa 2,5 Tonnen auf.

Der vorherige Besitzer der Dampfpinasse hatte leider nicht mehr die Zeit, sich adäquat um den Erhalt des Bootes zu kümmern und dieses auch regelmäßig zu nutzen, so dass er ein würdiges neue Zuhause für dieses gesucht und nun bei uns gefunden hat. Wir freuen uns sehr über diesen besonderen Neuzugang und dabei am meisten Jo Brück, der sich nun begeistert in die Technik des Dampfantriebes einarbeitet, damit bald eine Probefahrt stattfinden kann. Wie genau und in welchem Ausmaß die Dampfpinasse zukünftig im Museum zum Einsatz kommt, steht noch nicht fest und wird in den nächsten Monaten entschieden.

Am 5. März überreichte uns Flottillenadmiral Ralf Kuchler ein Stück Gegenwartsgeschichte: eine Armbinde, die beim Einkaufsdienst in Wilhelmshaven im Rahmen der Bundeswehr-Coronahilfe getragen wurde. Mit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 waren rund 30 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, um Einkäufe von Lebensmitteln und anderen Dinge des täglichen Bedarfs für Personen, die zur Risikogruppen gehören, zu tätigen. Dabei wurde diese improvisierte Armbinde getragen. Besonders spannend werden solche Objekte, wenn es zu ihnen eine persönliche Geschichte gibt – was hier der Fall ist. Nicht nur die Armbinde fand den Weg in unsere Sammlung, sondern auch ein Brief und eine selbst genähte Maske. Die Enkel einer in Wilhelmshaven lebenden Seniorin bedanken sich in diesem Brief herzlich für die Einkaufsdienste der Bundewehr, da die Familie leider weit weg wohnt und die Mutter zusätzlich zur Risikogruppe gehört und die Familie dementsprechend nicht selbst aushelfen konnte. Zusätzlich lag dem Brief eine selbst genähte Maske im „US-Rangerstoff“ bei, die tatsächlich auch von einem Soldaten (auf)getragen wurde.

Das Minenjagdboot „Weilheim“ wurde 1959 in Dienst gestellt und feierte damit dieses Jahr seinen 60. Geburtstag. Es zählt zu den ältesten Objekten des Deutschen Marinemuseums.

Über die Jahre haben Wind und Wetter ihre Spuren hinterlassen. Aus einer Bundesförderung konnte nun die dringend notwendige Restaurierung des B-Decks finanziert und weitgehend abgeschlossen werden.

Am 19. November wird die „Weilheim“ für etwa vierzehn Tage das Deutsche Marinemuseum verlassen: Sie begibt sich zu einer Werftliegezeit in eine Wilhelmshavener Werft. Zuletzt war das Museumsboot im Jahr 2007 aus dem Wasser genommen worden.

Ab Mitte Dezember kann die „Weilheim“ dann wieder wie gewohnt im Deutschen Marinemuseum besichtigt werden.

Franz Radziwill (1895 – 1983) zählt zu den bedeutenden deutschen Malern des 20. Jahrhunderts und ist in der Region tief verwurzelt. 1938 befand er sich an Bord des Panzerschiffs „Admiral Scheer“ unter dem Kommando von Kapitän zur See Otto Ciliax (1891 – 1964), als dieser als Vergeltung für die Bombardierung des Panzerschiffs „Deutschland“ die spanische Hafenstadt Almería beschoss. Radziwill hielt das Ereignis in einem Ölgemälde fest, das sich heute im Besitz des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven befindet, für das er zuvor eine Aquarellstudie anfertigte, die sich bisher in Privatbesitz befand und unlängst dem Deutschen Marinemuseum zum Kauf angeboten wurde.

Der Förderverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die erforderlichen Geldern einzuwerben. Insbesondere dank der Spende eines Mäzens, der ungenannt bleiben möchte, gelang es die erforderliche Summe in Kurzer Zeit zusammen zu bringen und den Erwerb zu tätigen. Am Donnerstag, den 14. August, übergab der Präsident des Fördervereins, Kapitän zur See a.D. Günter Steinberg, das Aquarell symbolisch an Sammlungsleiterin Nina Nustede, die umgehend dessen Restaurierung in die Wege leitete.

Das Deutsche Marinemuseum dankt allen, die zum Erwerb beigetragen haben, auf das herzlichste. Der Ankauf bereichert nicht nur die Sammlung des Deutschen Marinemuseums um das Werk eines namhaften Künstlers, sondern auch um ein Objekt, das eine wichtige Wegmarke auf dem Weg von Aufrüstung und Kriegsvorbereitung Deutschlands im Nationalsozialismus abbildet.

Wir freuen uns über die rege Teilnahme von insgesamt zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern, und über die Objekte und Geschichte, mit denen sie unsere kommende Ausstellung bereichern werden. Dazu zählen der Fez eines Wilhelmshaveners, den dieser im Ersten Weltkrieg während seiner Zeit in Konstantinopel erwarb, der Brief eines Werftarbeiters aus dem Jahr 1931, in dem dieser das Nebeneinander von Notverordnungen und Tourismus beschreibt, sowie zwei von der Marinetransportkompanie West verteilte Schnapsfläschchen und schließlich ein Stück der Berliner Mauer, die von der Besatzung der „Schleswig-Holstein“ im Rahmen der STANAVFORLANT (ständige Einsatzflotte der NATO) an Bündnispartner verschenkt wurde.

All‘ diese Stücke werden Sie in unserer kommenden Ausstellung sehen. Sie sind neugierig geworden oder können selbst zur reichen Geschichte von Wilhelmshaven und seiner Militärbevölkerung beitragen. Dann sollten Sie auf der Website zu unserer neuen Ausstellung weiterstöbern.

Seit Eröffnung des Museums kann der Hafenschlepper „Langeness“ im Deutschen Marinemuseum besichtigt werden.
Für Technikinteressierte ist vor allem der Antrieb spannend: konventionelle Propeller und Ruder sucht man am Heck kleinen Boot vergebens. Stattdessen ragen unten aus dem Rumpf senkrecht zwei Propeller mit jeweils fünf ringförmig angeordneten, verstellbaren Ruderblättern heraus. Dieser so genannte Voith-Schneider-Antrieb verlieh dem Hafenschlepper die für seine Tätigkeit notwendige Manövrierfähigkeit.

Damit Sie den Hafenschlepper auch künftig als Sachzeugen besichtigen können, haben die Techniker des Museums den Rumpf nun mit einem neuen Anstricht versehen, mit dem er gut durch den anstehenden Winter kommen wird.

 

 

Acht Monate nach Eröffnung des Museumsschnellbootes „S71 GEPARD“ wurde dieses gestern mit der Montage des RAM-Starters auf dem Achterschiff um ein zentrales Waffensystem ergänzt. Es diente zur Bekämpfung von Seezielflugkörpern im Nahbereich der Boote und war damit wichtig zum Eigenschutz der Schnellboote der Klasse 143 A. Wie unser Museumsschnellboot mussten die Boote allerdings auch in ihrer aktiven Zeit zunächst ohne das von Anfang an mitgeplante RAM-System auskommen: Es wurde erst 1993, also gut zehn Jahre nach der Indienststellung von „S71 GEPARD“, zugerüstet. Waren damals allerdings vor allem technische Gründe für die Verzögerung ausschlaggebend, musste für die museale Präsentation des RAM auf eine sogenannte Endverbleibserklärung der amerikanischen Administration gewartet werden. Wie das Schnellboot ist auch der RAM-Starter eine freundliche Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland durch die Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz.

Mit Hilfe des Fördervereins Deutsches Marinemuseum e.V. konnte das Deutsche Marinemuseum zum Ende des Jahres 2016 den umfangreichen Nachlass von Kapitän zur See Karl von Müller (1873 – 1923) erwerben. Müller hatte im Ersten Weltkrieg als Kommandant des Kleinen Kreuzers „Emden“ Bekanntheit erlangt. 2015 stand dessen Geschichte im Mittelpunkt einer Sonderausstellung, bei der einige der nun erworbenen Stücke bereits als Leihgaben gezeigt werden konnten. Im Nachgang entschlossen sich nun die Nachfahren Karl von Müllers dazu, das Ankaufangebot des Deutschen Marinemuseum anzunehmen und damit sicherzustellen, dass der Nachlass künftig als Ganzes erhalten bleibt und der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Museumsleiter Dr. Stephan Huck (rechts) dankte der Familie und dem Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins, Kapitän zur See a.D. Volkmar Nitsche (links) für die großzügige Unterstützung. Der durch diese ermöglichte Ankauf stellt einen der größten der noch recht jungen Museumsgeschichte dar. Das aus Familienbesitz erworbene Konvolut umfasst umfangreiche, noch unerforschte Korrespondenzen, Tagebücher und Dokumente, aber auch eine Büste, den Orden Pour-le-Mérite, die Ehrenbürgerurkunden, die Karl von Müller von den Städten Blankenburg und Emden erhalten hatte, Gemälde, Drucke und vieles mehr – so zahlreiche Erinnerungsstücke, die die Wertschätzung der Zeitgenossen gegenüber Karl von Müller widerspiegeln.

Als Vorboote für „S71 Gepard“, das ab etwa Ostern 2016 im Museum als Museumsboot zugänglich sein soll, traf gestern – am 23. September 2015 – dessen Gästebuch in unserer Sammlung ein. Den ersten Eintrag nahm am 13. Dezember 1982 Ursula Bethge vor, die Taufpatin des Bootes. Auch in den Folgejahren hatte das Boot immer wieder prominente Gäste, darunter den ehemaligen Verteidigungsminister Dr. Manfred Wörner. Dass ab 1993 auch Einträge in kyrillischer Schrift als Zeichen einer neuen sicherheitspolitischen Ära in dem Gästebuch zu finden sind, haben sich zur Indienststellung des Bootes wohl nur die wenigsten vorstellen können.

Mehr Information zu unserem geplanten Projekt finden Sie hier.

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