Vortrag von Prof. Dr. Jörn Leonhard: Der überforderte Frieden. Versailles und die Welt 1918 bis 1923
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Wie kamen Menschen, Gesellschaften und Staaten 1918 aus dem Krieg? Was für Vorstellungen verbanden sie mit dem Frieden und dem Versprechen einer neuen Ordnung? Wie verändert sich unser Verständnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts, wenn wir nach dem globalen Charakter des Nachkriegs, der Jahre zwischen 1918 und 1923, fragen? Was bedeutete diese Zeitenwende für den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts?
Der Erste Weltkrieg war ein industrialisierter Massenkrieg. Je länger er dauerte, desto mehr veränderte er die Gesellschaften, die ihn führten, und desto rasanter entwertete er das Wissen der Politiker. Zugleich führte er zu einer beispiellosen Dynamik von globalen Hoffnungen und Projektionen, die sich auf den künftigen Frieden bezogen. Doch die vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson erhoffte Friedensordnung im Zeichen des nationalen Selbstbestimmungsrechts, der Demokratie und einer kollektiven Sicherheitsarchitektur erwies sich als brüchig. Weder wurde der Nationalstaat zum Akteur kollektiver Sicherheit, noch wurde die Internationale der Friedenswahrung eine Realität. Aufbrüche und Untergänge, Revolutionen und fortdauernde Kämpfe verbanden sich mit der Suche nach Frieden und legten die hochfliegenden Erwartungen und die teils widersprüchlichen Versprechen ebenso offen wie die erdrückenden Probleme bei der Umsetzung und die Unterschiede zwischen den Annahmen in Paris und den Realitäten vor Ort. Ob im Blick auf untergehende Reiche und neue Staaten, ethnische Minderheiten oder das neue Massenphänomen von Flucht und Vertreibung: Aus der Art und Weise, wie der Krieg zu Ende ging, entstand ein schwieriges Erbe – bis in unsere Zeit.
Jörn Leonhard ist Professor für Westeuropäische Geschichte an der Universität Freiburg. Für seine Veröffentlichungen hat er zahlreiche Preise erhalten. Er ist ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Wie kamen Menschen, Gesellschaften und Staaten 1918 aus dem Krieg? Was für Vorstellungen verbanden sie mit dem Frieden und dem Versprechen einer neuen Ordnung? Wie verändert sich unser Verständnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts, wenn wir nach dem globalen Charakter des Nachkriegs, der Jahre zwischen 1918 und 1923, fragen? Was bedeutete diese Zeitenwende für den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts?
Der Erste Weltkrieg war ein industrialisierter Massenkrieg. Je länger er dauerte, desto mehr veränderte er die Gesellschaften, die ihn führten, und desto rasanter entwertete er das Wissen der Politiker. Zugleich führte er zu einer beispiellosen Dynamik von globalen Hoffnungen und Projektionen, die sich auf den künftigen Frieden bezogen. Doch die vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson erhoffte Friedensordnung im Zeichen des nationalen Selbstbestimmungsrechts, der Demokratie und einer kollektiven Sicherheitsarchitektur erwies sich als brüchig. Weder wurde der Nationalstaat zum Akteur kollektiver Sicherheit, noch wurde die Internationale der Friedenswahrung eine Realität. Aufbrüche und Untergänge, Revolutionen und fortdauernde Kämpfe verbanden sich mit der Suche nach Frieden und legten die hochfliegenden Erwartungen und die teils widersprüchlichen Versprechen ebenso offen wie die erdrückenden Probleme bei der Umsetzung und die Unterschiede zwischen den Annahmen in Paris und den Realitäten vor Ort. Ob im Blick auf untergehende Reiche und neue Staaten, ethnische Minderheiten oder das neue Massenphänomen von Flucht und Vertreibung: Aus der Art und Weise, wie der Krieg zu Ende ging, entstand ein schwieriges Erbe – bis in unsere Zeit.
Jörn Leonhard ist Professor für Westeuropäische Geschichte an der Universität Freiburg. Für seine Veröffentlichungen hat er zahlreiche Preise erhalten. Er ist ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.