Am 30. April erhielt die museale Sammlung einen Neuzugang der besonderen Art: einen funktionsfähigen Nachbau einer Dampfpinasse der Kaiserlichen Marine von ca. 1908.
Bei der Ankunft aus Mannheim per Trailer bekam die Pinasse vom zukünftigen Kapitän und Heizer Jo Brück aufgrund des fast makellosen formverleimten Holzrumpfes prompt den Namen „Stradivari auf dem Wasser“ verpasst. Der Rumpf wurde 1999 bei Burmester gebaut, die gesamte Technik rund um den Dampfantrieb stammt von einem Braunschweiger Dampfboot-Enthusiasten. Dazu gehören u.a. die Dampfmaschinen (eine Hauptmaschine mit 8,8 kW und zwei Nebenmaschinen mit je 0,74 kW) ein stehender Rauchrohrkessel, welcher mit maximal 10 bar Dampfdruck betrieben wird, sowie eine Antriebswelle aus Bronze. Die Länge der Pinasse beträgt knapp 8 Meter, weist eine Breite von fast 2,5 Metern und einen Tiefgang von 0,75 Metern bei einer Verdrängung/Gewicht von etwa 2,5 Tonnen auf.
Der vorherige Besitzer der Dampfpinasse hatte leider nicht mehr die Zeit, sich adäquat um den Erhalt des Bootes zu kümmern und dieses auch regelmäßig zu nutzen, so dass er ein würdiges neue Zuhause für dieses gesucht und nun bei uns gefunden hat. Wir freuen uns sehr über diesen besonderen Neuzugang und dabei am meisten Jo Brück, der sich nun begeistert in die Technik des Dampfantriebes einarbeitet, damit bald eine Probefahrt stattfinden kann. Wie genau und in welchem Ausmaß die Dampfpinasse zukünftig im Museum zum Einsatz kommt, steht noch nicht fest und wird in den nächsten Monaten entschieden.
Am 5. März überreichte uns Flottillenadmiral Ralf Kuchler ein Stück Gegenwartsgeschichte: eine Armbinde, die beim Einkaufsdienst in Wilhelmshaven im Rahmen der Bundeswehr-Coronahilfe getragen wurde. Mit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 waren rund 30 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, um Einkäufe von Lebensmitteln und anderen Dinge des täglichen Bedarfs für Personen, die zur Risikogruppen gehören, zu tätigen. Dabei wurde diese improvisierte Armbinde getragen. Besonders spannend werden solche Objekte, wenn es zu ihnen eine persönliche Geschichte gibt – was hier der Fall ist. Nicht nur die Armbinde fand den Weg in unsere Sammlung, sondern auch ein Brief und eine selbst genähte Maske. Die Enkel einer in Wilhelmshaven lebenden Seniorin bedanken sich in diesem Brief herzlich für die Einkaufsdienste der Bundewehr, da die Familie leider weit weg wohnt und die Mutter zusätzlich zur Risikogruppe gehört und die Familie dementsprechend nicht selbst aushelfen konnte. Zusätzlich lag dem Brief eine selbst genähte Maske im „US-Rangerstoff“ bei, die tatsächlich auch von einem Soldaten (auf)getragen wurde.
Franz Radziwill (1895 – 1983) zählt zu den bedeutenden deutschen Malern des 20. Jahrhunderts und ist in der Region tief verwurzelt. 1938 befand er sich an Bord des Panzerschiffs „Admiral Scheer“ unter dem Kommando von Kapitän zur See Otto Ciliax (1891 – 1964), als dieser als Vergeltung für die Bombardierung des Panzerschiffs „Deutschland“ die spanische Hafenstadt Almería beschoss. Radziwill hielt das Ereignis in einem Ölgemälde fest, das sich heute im Besitz des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven befindet, für das er zuvor eine Aquarellstudie anfertigte, die sich bisher in Privatbesitz befand und unlängst dem Deutschen Marinemuseum zum Kauf angeboten wurde.
Der Förderverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die erforderlichen Geldern einzuwerben. Insbesondere dank der Spende eines Mäzens, der ungenannt bleiben möchte, gelang es die erforderliche Summe in Kurzer Zeit zusammen zu bringen und den Erwerb zu tätigen. Am Donnerstag, den 14. August, übergab der Präsident des Fördervereins, Kapitän zur See a.D. Günter Steinberg, das Aquarell symbolisch an Sammlungsleiterin Nina Nustede, die umgehend dessen Restaurierung in die Wege leitete.
Das Deutsche Marinemuseum dankt allen, die zum Erwerb beigetragen haben, auf das herzlichste. Der Ankauf bereichert nicht nur die Sammlung des Deutschen Marinemuseums um das Werk eines namhaften Künstlers, sondern auch um ein Objekt, das eine wichtige Wegmarke auf dem Weg von Aufrüstung und Kriegsvorbereitung Deutschlands im Nationalsozialismus abbildet.